Jedes Kind denkt. Und jedes Kind kann mathematisch denken lernen. Nur sind einige Gedanken bzw. Konzepte eines Kindes nicht geeignet, um dem Mathematikunterricht folgen zu können. Zentrale Aufgabe meiner Diagnostik ist es also, zusammen mit dem Kind herauszufinden, was es über Zahlen, Mengen, Operationen, Stellenwertsystem denkt und wie es diese Gedanken nutzt.  Es kommt also weniger auf die Ergebnisse einer Aufgabe an, sondern darauf, wie das Kind gedacht hat.  

 

Es gibt nichts, was man im Mathematikunterricht nicht missverstehen kann. Lernen im Allgemeinen und Lernen von Mathematik im Besonderen findet nicht ohne Umwege und Fehler statt. Rechenschwache Kinder bleiben oft lange Fehlvorstellungen verhaftet. Diese Missverständnisse gilt es, in der Diagnostik aufzudecken.

Ich erkläre dem Kind, dass ich sehr oft fragen werde: "Wie hast du das gemacht?" "WIe hast du dir das vorgestellt?" Und zwar sowohl bei falschen, als auch auch bei richtigen Antworten. Ich muss herausfinden, wo das Kind konzeptuell steht, um mit der Förderung richtig ansetzen zu können.

 

Meine Aufgabe ist es, in "falschen" Antworten herauszufinden, wie das Kind gedacht hat. Denn in seinem Gedankengebäude war die Antwort richtig.

Ein Beispiel: Ein Kind, 2. Klasse, sagt auf die mündlich gestellte Frage 99+6 "funfhundert". Das klingt ja zunächst mal falsch. Auf die Frage, wie sie das schreiben würde, antwortet sie: "Na, eins-null-fünf natürlich." Wie kommt sie dazu "105" "funfhundert" auszusprechen? Bis Ende der zweiten Klasse wird der Zahlenraum bis 100 behandelt, und zweistellige Zahlen sprechen wir im Deutschen "von hinten" aus.

 

Am Anfang sind diese Fragen für die Kinder sehr ungewohnt sind, aber schnell merken sie, dass ihre Gedanken ernst genommen werden. Und die allermeisten können sie nach kurzer Zeit auch richtig gut erklären.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

E